Der NordLink verbindet Norwegen und Deutschland mit „grüner“ Energie aus Wasser und Wind, das haben wir im vorherigen Teil unserer Mini-Serie kennengelernt. Doch es gibt noch weitere Bündnisse für eine bessere Versorgung mit elektrischer Energie in Europa und der Welt. Die sogenannten Verbundnetze sind großflächig angelegte, räumlich benachbarte und elektrisch verbundene Stromnetze, die sehr viele Kraftwerke mit Verbrauchern verknüpfen. Sie stellen so einen Gegensatz zu den Inselnetzen dar, die autonom fungieren.
Die in den 1920er Jahren gebaute Nord-Süd Leitung stellte den ersten Schritt hin zu einem Verbundnetz in Deutschland dar. Zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs wurde damit begonnen, Hochspannungsleitungen auch nach Belgien, in die Niederlande und nach Frankreich auszubauen und legte somit den Grundstein für den ersten Teil des europäischen Verbundnetzes.
Das zentraleuropäische Verbundnetz ist ein engmaschiges Stromnetz aus Hoch- und Höchstspannungs-Leitungen zur Verteilung von elektrischer Energie, dass sich über ganz Europa erstreckt. Die Gründung der UCPTE (Union pour la coordination de la production et du transport de l’électricité) 1951 schuf die Grundlage des gemeinsamen Verbundsystems, an dem die Länder Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Schweiz beteiligt waren. Aufgrund der Liberalisierung des Strommarktes wurde die UCPTE 1999 in die UCTE (Union for the Coordination of Transmission of Electricity) umgewandelt. Mittlerweile sind auch einige andere europäische Länder, wie Griechenland, Polen und Kroatien dazugekommen. Die UCTE war jahrzehntelang für die Koordinierung des Betriebes und die Erweiterung des europäischen Netzverbundes zuständig und versorgte insgesamt über 400 Millionen Verbraucher.
Die Aufgaben der UCTE wurden dann ab dem 1. Juli 2009 vom Dachverband der Übertragungsnetzbetreiber ENTSO-E (European Network of Transmission System Operators for Electricity) übernommen. Die technischen Grenzen der Verbundnetze und der ehemaligen UCTE sind allerdings unverändert geblieben, was dazu führt, dass Verbundnetze anderer Staaten nicht direkt elektrisch verbunden werden können. Das liegt unter anderem daran, dass es noch nicht möglich ist, lange Strecken, beispielsweise über Meeresboden, zurückzulegen. Somit können entfernte Inseln wie Island oder auch Großbritannien nicht an das europäische Netz angeschlossen werden und müssen ihre eigenen Inselnetze erhalten.
Es ergeben sich jedoch viele Vorteile durch Verbundnetze, was dazu geführt hat, dass diese so stark ausgebaut wurden. Ein wesentlicher Vorteil ist, dass innerhalb des Verbundnetzes der lokale Unterschied zwischen Angebot und Nachfrage von Momentanleistung besser ausgeglichen werden kann und es muss bezogen auf die gesamte installierte Leistung weniger Regelleistung vorgehalten werden. Außerdem können Leistungsschwankungen durch Leistungsaustausch kurzfristig besser ausgeregelt werden als nur durch die Regelung der Kraftwerke. So wird die Zuverlässigkeit des Netzwerks insgesamt deutlich gesteigert.
In der nächsten Ausgabe beleuchten wir was Netze zuverlässig macht und gehen auf die Bedeutung der „Stromqualität“ ein. morEnergy GmbH – die Netzexperten.